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Samstag, 17. August 2013
Westfront 1918 - Vier von der Infanterie (1930)
Westfront 1918 - Vier von der Infanterie ist ein deutscher Antikriegsfilm von G.W. Pabst aus dem Jahr 1930.
Handlung:
Frankreich 1918. In den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs verbringen vier Infanteristen – der Bayer, der Student, Karl und der Leutnant – ein paar Ruhetage hinter der Front. Dabei verliebt sich der Student in das französische Bauernmädchen Yvette. Wieder an der Front erleiden die vier aufs Neue den Kriegsalltag mit Entbehrungen, Schmutz und Todesgefahr. Der Bayer, Karl und der Leutnant werden verschüttet, der Student gräbt sie aus. Später geraten sie irrtümlich unter den Beschuss eigener Artillerie, und wieder rettet sie der Student: Als Meldegänger riskiert er sein Leben, um die Einstellung des Feuers zu erwirken.
Karl erhält Urlaub in die hungernde Heimat und erwischt prompt seine Frau im Bett mit einem Metzgergesellen...
Altersfreigabe FSK 16
Stab:
Regie G.W. Pabst
Drehbuch Ladislaus Vajda, Peter Martin Lampel
Produktion Seymour Nebenzal
Musik Alexander Laszlo
Kamera Fritz Arno Wagner, Charles Métain
Schnitt Wolfgang Loe-Bagier
Besetzung
Fritz Kampers: Der Bayer
Gustav Diessl: Karl
Hans-Joachim Moebis: Der Student
Claus Clausen: Der Leutnant
Gustav Püttjer: Der Hamburger
Jackie Monnier: Yvette
Hanna Hoessrich: Karls Frau
Else Heller: Karls Mutter
Carl Balhaus: Schlachtergeselle
Wladimir Sokoloff: Proviantmeister
Das Drehbuch beruht auf dem Roman Vier von der Infanterie von Ernst Johannsen. Westfront 1918 hatte 7 Monate vor dem amerikanischen und etwa ähnlichen Antikriegsfilm Im Westen nichts Neues am 23. Mai 1930 in Berlin Premiere.
1933 wurde der Film verboten, weil er eine ganz einseitige und deshalb unwahre Darstellung vom Krieg zeige und das lebenswichtige Interesse des Staates, den Wehrwillen des Volkes aufrecht zu erhalten und zu stärken gefährden würde.
http://dfiles.eu/files/a3fpe84nh
Labels:
1930,
Drama,
Geschichte,
Kriegsfilm,
Verbotsfilm
Sonntag, 16. Juni 2013
Das Lied ist aus... (1930)
Das Lied ist aus... ist eine musikalische und dramatische Komödie.
Handlung:
Die Operettendiva Tilla Morland (Liane Haid) feiert gemeinsam mit ihren Freunden in der Carlton-Bar ihren jüngsten Bühnenerfolg.
Auf allgemeinen Wunsch stimmt sie den Hauptschlager daraus an: "Adieu, mein kleiner Gardeoffizier". Während sie singt, verlässt ein junger Mann ostentativ das Lokal. Tilla kann diesen für sie empörenden Vorfall nicht vergessen und erkennt zu ihrer Überraschung in ihrem neu engagierten Sekretär Ulrich Weidenau (Willy Forst) eben jenen Lokalbesucher wieder. Beide verlieben sich ineinander, wagen aber nicht, sich ihre Gefühle einzugestehen...
Regie: Géza von Bolváry
Drehbuch: Walter Reisch
Kamera: Willy Goldberger
Musik: Robert Stolz
Autor: Walter Reisch
Darsteller:
Liane Haid Tilla Morland
Willi Forst Ulrich Weidenau
Margarete Schlegel Emmy Stein
Otto Wallburg Baron
Fritz Odemar Verleger
Ernö Verebes Jerome Toenli
Hedwig Bleibtreu Dame
Eva Schmid-Kayser Zofe
Marcel Wittrisch Sänger
Eine Perle!
http://dfiles.eu/files/36sdtc1t1
Montag, 3. Juni 2013
Einbrecher (1930)
Einbrecher ist ein deutscher Spielfilm der Universum Film aus dem Jahr 1930 von Hanns Schwarz, der am 16. Dezember 1930 im Gloria-Palast (Berlin) uraufgeführt wurde. Das Genre des Films wird in der Titelsequenz als musikalische Ehekomödie angegeben.
Handlung:
Renée, die junge, attraktive Frau des älteren und reichen Puppenfabrikanten Dumontier, der selbst insbesondere sprechende Puppen erfindet, ist mit ihrer Ehe unzufrieden. Sie fühlt sich von ihrem Mann bevormundet. Gleichzeitig wird ihr von dem eleganten und charmanten, aber genauso ängstlichen und langweiligen Sérigny, der sich vor ihr gern als Held aufspielt, der Hof gemacht. Dumontier ist sich über die Lage völlig im Klaren und eröffnet Sérigny, dass er nach einem Mann für seine Frau suche, wenn er aber feststelle, dass sie ein Verhältnis haben sollte, würde er den Nebenbuhler sofort erschießen.
Nach einer Auseinandersetzung mit Dumontier nimmt Renée schließlich die Einladung Sérignys zu einem Rendez-vous in seinem Pariser Liebesnest ein. Schon bei ihrem Eintreffen wirkt sie zu Sérignys Unglück kühl und bleibt auch weiterhin distanziert. Dann taucht auch noch ein Einbrecher, Durand, auf, der ein kostbares Gemälde aus der Wohnung stehlen will. Durand ist der Typ Mann, für den Renée schwärmt...
Stab:
Regie Hanns Schwarz
Drehbuch Robert Liebmann, Louis Verneuil
Produktion UFA, Erich Pommer
Musik Friedrich Hollaender
Kamera Günther Rittau, Konstantin Tschet
Schnitt Willy Zeyn junior
Besetzung:
Willy Fritsch: Durand
Lilian Harvey: Renée
Ralph Arthur Roberts: Dumontier
Heinz Rühmann: Sérigny
Oskar Sima: Diener Amadée
Gertrud Wolle: Hortense
Margarethe Koeppke: Mimi
Kurt Gerron: Polizeikommissar
Paul Henckels: 2.Polizeikommissar
Einbrecher war von der UFA als neuer Sensationserfolg nach dem erfolgreichen Film Die Drei von der Tankstelle (1930) eingeplant, weshalb man viele Schauspieler dieses Filmes wieder engagierte. Von den Dreien von der Tankstelle fehlte nur Oskar Karlweis, die Hauptdarstellerin Lilian Harvey agierte wieder als die Hauptperson, Kurt Gerron ließ man wieder tanzen und Gertrud Wolle spielte dieses Mal die ernste Hortense. Mit Hanns Schwarz verpflichtete man einen Regisseur, unter dessen Regie das Traumpaar Fritsch/Harvey schon agiert hatte. Der erwartete Erfolg blieb allerdings aus.
http://dfiles.eu/files/u4e76lnqs
Mittwoch, 22. Mai 2013
Die Drei von der Tankstelle (1930)
Die Drei von der Tankstelle ist eine deutsche Filmoperette der Universum Film aus dem Jahr 1930, die am 15. September 1930 im Gloria-Palast in Berlin uraufgeführt wurde. Die Musik ist von Werner Richard Heymann, die Liedtexte schrieb Robert Gilbert. Neben Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Heinz Rühmann spielte Lilian Harvey die weibliche Hauptrolle.
Handlung:
Als die drei Freunde Willy, Kurt und Hans von einer Reise zurückkehren, stellen sie fest, dass sie pleite sind. Nachdem ihre Möbel alle gepfändet wurden, bleiben ihnen nur noch der Hund und ihr Auto, welches sie – nachdem ihnen auf einer vielbefahrenen Landstraße das Benzin ausgeht – verkaufen, um eine Tankstelle (Zum Kuckuck) zu eröffnen. Beim Dienst wechseln sie sich ab und lernen so unabhängig voneinander die reiche und attraktive Lilian Cossmann kennen und verlieben sich in sie...
Stab:
Regie Wilhelm Thiele
Drehbuch Franz Schulz, Paul Frank
Produktion Erich Pommer
Musik Werner Richard Heymann
Kamera Franz Planer
Schnitt Viktor Gertler
Besetzung:
Lilian Harvey: Lilian Cossmann
Willy Fritsch: Willy
Oskar Karlweis: Kurt
Heinz Rühmann: Hans
Fritz Kampers: Konsul Cossmann
Olga Tschechowa: Edith von Turkow
Kurt Gerron: Dr. Kalmus
Gertrud Wolle: Dr. Kalmus’ Sekretärin
Felix Bressart: Bailiff (Gerichtsvollzieher)
Leo Monosson: Sänger
Comedian Harmonists (Robert Biberti, Erwin Bootz, Erich A. Collin, Roman Cycowski, Harry Frommermann, Ari Leschnikow): singende Barkeeper
Lewis Ruth-Band: Musiker
Hans Pössenbacher
Musik:
Erst kommt ein großes Fragezeichen
Ein Freund, ein guter Freund
Hallo, Du süße Frau, fahr’ nicht allein
Das Lied vom Kuckuck (Lieber, guter Herr Gerichtsvollzieh’r)
Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen
Der Film wurde am 1. Oktober 1937 von der Filmprüfstelle verboten.
http://dfiles.eu/files/bsocbdfft
Labels:
1930,
Heinz Rühmann,
Komödie,
Musik,
Verbotsfilm
Donnerstag, 2. Mai 2013
Alraune (1930, Danske undertekster)
Mit seiner ersten Tonfilm-Version von Alraune gelingt Oswald und seinen Autoren die grundsätzliche Neuprofilierung eines Stoffes, der bereits zweimal 1918 und 1928 von Henrik Galeen verfilmt worden war. Im Unterschied zu den Stummfilm-Versionen interpretiert Oswald die Geschichte vom Wurzelwesen Alraune, das auf Betreiben eines gewissenlosen Wissenschaftlers aus der künstlichen Befruchtung einer Dirne mit dem Samen eines hingerichteten Mörders gezeugt wird, mit weit mehr Gespür für die Nuancen der psychologischen Verstrickung. Rationalen Wissenschafts- und irrationalen Aberglauben gegeneinander auszubalancieren, darin bestand für Oswald der Kern des dramaturgischen und inszenatorischen Kalküls.
Regisseur: Richard Oswald
Kamera: Günther Krampf
Musik: Bronislau Kaper
Autor: Charlie Roellinghoff, Richard Weisbach, nach dem Roman von Hanns Heinz Ewers
Darsteller:
Brigitte Helm ... Alraune ten Brinken/Alma, eine Dirne
Albert Bassermann
Harald Paulsen
Adolf E. Licho
Agnes Straub
Bernhard Goetzke
Martin Kosleck ... Wolfgang Petersen
Käthe Haack
Ivan Koval-Samborsky
Liselotte Schaak
Paul Westermeier
Henry Bender
Elsa Basserman
Leider sind Bild- und Lautqualität dieser Version sehr schlecht.
http://dfiles.eu/files/aaspmez2c
Dienstag, 26. März 2013
Menschen am Sonntag (1930, english subtitles)
Menschen am Sonntag ist ein Film von Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer und Billy Wilder. Er wurde von Moriz Seelers Produktionsfirma „Filmstudio 1929“ produziert und entstand in den Jahren 1929 und 1930 in Berlin und Umgebung. Die Uraufführung war am 4. Februar 1930. Er zählt zu den späten Vertretern der Neuen Sachlichkeit im Film.
Stab:
Regie Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer
Drehbuch Billie Wilder, Robert Siodmak (ungenannt)
Produktion Seymour Nebenzahl
Musik Otto Stenzeel
Kamera Eugen Schüfftan, Fred Zinnemann
Schnitt Robert Siodmak
Besetzung:
Erwin Splettstößer: Taxifahrer Erwin
Brigitte Borchert: Plattenverkäuferin Brigitte
Wolfgang von Waltershausen: Weinverkäufer Wolfgang
Christl Ehlers: Komparsin Christl
Annie Schreyer: Mannequin (Model) Annie
Valeska Gert: Valeska
Kurt Gerron: Kurt
"Menschen am Sonntag", das war cinéma pauvre im radikalen Sinn des Wortes. Damals, 1929, mussten die Dreharbeiten immer wieder unterbrochen werden, weil das Geld fehlte. Das Filmmaterial war Ausschussware: Kameramann Eugen Schüfftan benutzte überlagerte Agfa-Filme, das die Ufa-Studios nicht mehr anrühren wollten. Alles schien auf ein Desaster hinauszulaufen. Die Schauspieler: Laiendarsteller. Der Regisseur: ein Neuling. Robert Siodmak hatte bislang nur am Set volontiert. Und sein Bruder Curt Siodmak sowie Billy Wilder, die beiden Verantwortlichen für Stoff und Idee, waren eher erfolgreiche Reporter denn gewiefte Drehbuchautoren.
Ständig gab es Streit.
Edgar Ulmer, zunächst Co-Regisseur, gab schon bald auf, und auch der Kameraassistent Fred Zinnemann setzte sich früh ab. Beide machten in Hollywood eine große Karriere. Viel harmonischer ging es auch nach ihrem Weggang nicht zu. Die heute 90-jährige Hauptdarstellerin Brigitte Borchert-Busch berichtet, dass sich vor allem Billy Wilder und Robert Siodmak fast täglich vor Beginn der Dreharbeiten lautstark in die Haare gerieten. Dass der Film dann doch mit großer Konsequenz fertig gestellt und zu einem triumphalen Erfolg wurde, ist den hochgesteckten Ambitionen der Hauptbeteiligten zu verdanken. Moriz Seeler, der Theatermann, der hier als Produzent agierte, war an einer neuen veristischen Spielweise interessiert. Er suchte die Schauspieler sorgfältig aus und verfolgte aufmerksam die Dreharbeiten. Robert Siodmak war seinerseits vom Ehrgeiz besessen, ein berühmter Filmregisseur zu werden. Eugen Schüfftan schließlich versöhnte alle Gegensätze und sah in dieser "Außenseiterproduktion" die Chance, sein Image als Techniker abzustreifen, um sich endlich als bildgestaltender Kameramann zu etablieren.
Diese konfliktgeladene Produktionsgeschichte hat dem Film nicht geschadet, denn sie führte dazu, dass es keine individuelle Handschrift und damit auch keinen alles ordnenden Blick gibt. "Menschen am Sonntag" ist ein offener, kollektiver Text, der viele Interessen und Perspektiven zu erkennen gibt. Das macht den Reichtum und die Lebendigkeit des Films aus. Denn trotz der Heterogenität der Interessen und der Orientierungen unterwarfen sich alle Beteiligten einem Konzept der Unmittelbarkeit, dem Credo der Neuen Sachlichkeit.
Die Inszenierung erhebt den Anspruch, ein Dokument zu sein. Die "Darsteller" spielen sich selbst, sie sind Schallplattenverkäuferin, Mannequin, Filmkomparsin, Weinreisender und Taxichauffeur offenbaren ihre Alltagsgesten und Alltagsrituale. Deshalb ist es nur logisch, dass auch die Produktion selbst episodisch und improvisierend sein musste, zerrissen und brüchig wie das Leben. Man wollte schlicht registrieren und den flüchtigen Moment einfangen, ohne das Festgehaltene in Kinokonventionen, in vorgefertigten Bildern und Erzählungen erstarren zu lassen. Immer wieder zitiert der Film die Gegenbilder, auf deren Zerstörung er aus ist: die heroisch-vaterländischen Standbilder der Siegesallee im Tiergarten, die Postkarten der Filmstars, die Ablichtungen von Verliebten in den Auslagen der Fotoateliers. Demgegenüber enthüllt der Film die Mikrodramatik des Alltags. Ein tropfender Wasserhahn, die quietschende Schranktür entzweien das Paar, ein Streit, wie die Hutkrempe zu sitzen habe, ruiniert den Samstagabend. Statt ins Kino zu gehen, bleibt man zu Hause. Der Freund kommt zum männerbündlerischen, bierseligen Skat, die Frau ist die Ausgeschlossene, in ihrer Depression Alleingelassene. Am nächsten Tag, draußen am Wannsee, verlagert sich das erotische Interesse blitzschnell von der Zufallsbekanntschaft zu deren bester Freundin.
Auf die unwiederholbaren Schattierungen des Augenblicks, auf die flüchtigen sonst nie beachteten Lichtreflexe sind auch die Bildstrategien Eugen Schüfftans abgestellt. Aber seine ausgeklügelten Bildkonstruktionen liefern den Nachweis, dass gerade das neusachliche Konzept der Unmittelbarkeit reinste Artistik ist und der extremen Formung bedarf. Das Sonnenlicht nutzt Schüfftan wie ein Spotlicht, lässt die Gesichter im Bildmittelpunkt erstrahlen und umgibt sie mit einem Schattensaum. Die Errungenschaften des Neuen Sehens nutzt Schafften aus, übersetzt die Vorgaben der zeitgenössischen Fotografie, die Bildfindungen von Renger-Patzsch und Moholy-Nagy in den Film, experimentiert wie Umbo oder Helmar Lerski mit Porträtaufnahmen, wählt extreme Perspektiven, verfremdet durch Lichteinspiegelungen, provoziert durch flächige Bildwirkungen.
Zugleich resümiert der Film die literarischen Berlin-Bilder der zwanziger Jahre. "Menschen am Sonntag" wurde nicht zufällig im Romanischen Café entworfen und diskutiert. Von dieser Ideenbörse, von diesem Treffpunkt aller maßgeblichen Literaten, von diesem Umschlagplatz der Texte profitiert der Film ganz eindeutig. Curt Siodmak und Billy Wilder waren ja selbst umtriebige Berlinreporter. Dieses Terrain kannten sie genau. Sie wussten, wie man das Stadtfeuilleton der großen Zeitungen erfolgreich bedient, das sich in den zwanziger Jahren zu einem hochdifferenzierten Wahrnehmungs- und Reflexionsraum entwickelt hatte, zu einem Medium, das der großen Stadt beständig den Spiegel vorhielt. Vor allem Billy Wilder hat sich seit 1926, nach seiner Ankunft in Berlin, rasch von den Meistern dieses Mediums, von Joseph Roth, Walter Benjamin, Siegfried Kracauer, Erich Kästner inspirieren lassen und dabei ein erstaunliches Raffinement entwickelt, wenn er die Oberfläche des Alltags entzifferte, das Absonderliche aufzuspürrte, Stimmungen und Sinnlichkeiten nuanciert erfasste.
Auf diese im Feuilleton erprobte offene Wahrnehmung greift "Menschen am Sonntag" zurück. Auch der Film entfernt sich von der traditionellen Stadtkritik, vom distanzierten Blick auf "das steinerne Berlin" und seine "Asphaltkultur". Bei aller nüchternen Registratur stimmt der Film doch ein Loblied an auf Berlin, auf die städtische Zivilisation, zeigt und genießt die Vitalität der Großstadt, das erotische Moment des raschen Wechsels, der flüchtigen Begegnung. Die Kamera schwingt sich ein in die große Bewegung der Stadt. Nähe und Teilhabe bestimmen die Inszenierung, die Macher, die "Filmenthusiasten", wie sie von der Kritik bezeichnet werden, fühlen sich eins mit ihren Protagonisten. Die erst jetzt gefundenen und in die restaurierte Fassung aufgenommenen Sequenzen verstärken noch die Identität von Figuren und Raum, von Detailbeobachtung und Totale.
Die vier jungen Angestellten, auf die sich die Kamera konzentriert, werden von den Bewegungsrhythmen der Stadt getragen. Sie folgen den Bewegungslinien und Bewegungsimpulsen. Das Gewirr der Verkehrsströme, die sich überkreuzenden Schnellbahnen provozieren zu Beginn geradezu die Begegnung von Mann und Frau. Auf dem Trittbrett eines Lastwagens lässt sich der Taxichauffeur am Samstagabend aus dem Betriebshof hinaustragen. Als er den Gehsteig erreicht, springt er ab, nimmt den Schwung mit und fädelt sich ein in den Strom der Passanten.
Ebenso inszeniert die Montage die Stadt als unendliche Bewegung. Aber anders als in Walter Ruttmanns Berlin - in "Die Symphonie der Großstadt" (1927), zwingt "Menschen am Sonntag" die Bewegung nicht in abstrakte Muster, deutet die Stadt nicht als gigantische Maschine. Vielmehr kontrastiert er die Bewegungsströme mit den individuellen Körpern, die uns eine phantastisch bewegliche Kamera mit nie erlahmender Neugier zeigt. Das Körperhaft-Physische gewinnt hier eine Drastik, wie sie im Weimarer Kino selten ist. Bislang unbekannt war jene Sequenz, die ein krudes Ritual junger Männer zeigt: "Schinkenklopfen" im sonntäglichen Park, Schläge auf den prallen Hintern, Spiele der Gewalt und der Lust. Die Dreiecksgeschichte und die Liebesspiele draußen am Wannsee nehmen sich vor diesem Hintergrund gänzlich anders aus.
Der Film verschweigt also keineswegs die Ambivalenzen der zivilisatorischen Moderne. Das rasch ausgelebte Begehren erzeugt Schmerz und Verletzungen, Melancholie und Gebrochenheit. Die überquellende Vitalität - das ist nur die eine Seite der großen Stadt. Die geheimen Zeichen des Todes entgehen der Kamera nicht: die lange Reihe der Grabkreuze, die ein Steinmetz zum Verkauf anbietet, oder der Trupp von Reichswehrsoldaten, der die Schlachtenreliefs am Sockel der Siegessäule bestaunt. Es ist, als blickten sie auf den eigenen Untergang.
http://dfiles.eu/files/7yea2d2es
Sonntag, 13. Januar 2013
1914, die letzten Tage vor dem Weltbrand (1930)
1914, die letzten Tage vor dem Weltbrand ist ein 1930 gedrehter Historienfilm von Richard Oswald, der die dramatische Entwicklung der letzten 39 Tage vor Beginn des Ersten Weltkriegs nacherzählt.
Handlung:
Am 28. Juni 1914 werden der österreich-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau von dem serbischen Attentäter Gavrilo Princip in Sarajevo auf offener Straße ermordet. Daraufhin tritt in Bad Ischl der österreichische Kronrat zusammen, um über Konsequenzen und Reaktionen zu beraten. Der österreichische Außenminister Graf Berchtold und Generalstabschef von Hötzendorf empfehlen eine militärische Strafaktion gegen Serbien, während der Kaiser und der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza einem Krieg spektisch gegenüber stehen...
Stab:
Regie Richard Oswald
Drehbuch Heinz Goldberg, Fritz Wendhausen
Produktion Richard Oswald
Kamera Mutz Greenbaum
Schnitt Paul Falkenberg
Besetzung:
Albert Bassermann: Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg
Hermann Wlach: Staatssekretär des Äußeren Gottlieb von Jagow
Wolfgang von Schwind: Generalstabschef Moltke
Heinrich Schroth: Kriegsminister Falkenhayn
Eugen Klöpfer: Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn
Karl Staudt: Ladislaus von Szögyény-Marich, Österreich-Ungarns Botschafter in Berlin
Alfred Abel: Leopold Graf Berchtold, Österreich-Ungarns Außenminister
Bernhard Goetzke: König Peter I. von Serbien
Olaf Fjord: Kronprinz Alexander von Serbien
Robert Hartberg: Graf Hoyos, österreichischer Diplomat
Alfred Gerasch: Österreich-Ungarns Generalstabschef Freiherr Franz Conrad von Hötzendorf
Reinhold Schünzel: Nikolaus II., Zar von Russland
Lucie Höflich: Zarin Alexandra, seine Frau
Oskar Homolka: Sergei Dmitrijewitsch Sasonow, Russlands Außenminister
Ferdinand Hart: Großfürst General Nikolai Nikolajewitsch, russischer Oberbefehlshaber
Heinrich George: Jean Jaurès, französischer Sozialist
Alexander Granach: ein Freund Jaurès‘
Bruno Ziener: Freiherr von Schoen, Deutschlands Botschafter in Frankreich
Fritz Odemar: Fürst Lichnowsky, Deutschlands Botschafter in England
Viktor Jensen: Eduard Graf Paar, österreichischer Generaladjutant des Kaisers
Otto Torday: Graf Stefan Tisza, ungarischer Ministerpräsident
Ernst Dernburg: ein deutscher General
Alice Hechy: Hofdame Alexandra Alexandrowna
Adolf Edgar Licho: Wladimir Alexandrowitsch Suchomlinow, russischer Kriegsminister
Leo Reuss: Nikolai Alexejewitsch Maklakow, russischer Innenminister
Viktor de Kowa : Großfürst Michael, Bruder des Zaren
Fred Goebel: Großfürst Dimitri
Hans Peppler: Deutschlands Botschafter in Russland, Graf Pourtalès
Hugo Flink: Österreich-Ungarns Botschafter in Russland, von Szarapy
Fritz Alberti: Englands Botschafter in Russland, Buchanan
Theodor Loos: Frankreichs Botschafter in Russland Paléologue
Hermann Heilinger: russischer Generalstabschef Januskewitsch
Michael von Newlinski: österreichischer Untersuchungsrichter
Carl Balhaus: serbischer Attentäter Gavrilo Princip
Ferdinand Martini: René Viviani, Frankreichs Regierungschef und Außenminister
Karl Gerhardt: Kammerdiener Ketterl
Paul Mederow: Sir Edward Grey, Englands Außenminister
Eugen Burg: Baron Giesl, Österreich-Ungarns Botschafter in Serbien
Adolf Klein: serbischer Ministerpräsident Paschitsch
Paul Bildt: Arthur Nicolson, britischer Unterstaatssekretär für auswärtige Angelegenheiten
Carl Goetz: Jules Cambon, französischer Botschafter in Deutschland
Im Dezember 1930 führte Oswald den Film der Filmprüfstelle vor. Die Vertreter des Auswärtigen Amtes äußerten Einwände; der Film wurde in der vorgelegten Fassung verboten. Sie argumentierten, die Darstellung der Kriegsschuldfrage sei lückenhaft und »die Tendenz des Films geeignet, die Beziehungen Deutschlands zu anderen Staaten zu trüben«. In der Verhandlung konnte Oswald zwar darauf verweisen, daß das Drehbuch dem Ministerium zur Begutachtung vorgelegen habe und genehmigt worden sei, doch die Sachverständigen des Auswärtigen Amtes erklärten, der vom Regisseur konsultierte Beamte sei inkompetent gewesen. Nach dieser Entscheidung mußte Oswald Kürzungen vornehmen, Szenen und Dialoge nachdrehen und schließlich dem Film noch einen Prolog voranstellen. Als Autor und Sprecher dieses Vorspruchs verpflichtete er Dr. Eugen Fischer, Reichstagsbibliothekar und ehemaliger Generalsekretär im Kriegsschuld- Untersuchungsausschuß des Reichstages. In seiner Einführung legte Fischer im wesentlichen die offizielle Auffassung des Auswärtigen Amtes vom Kriegsausbruch dar.
Der Einspruch des Auswärtigen Amtes bei der Filmprüfstelle führte bereits im Vorfeld der Uraufführung in der Presse zu heftigen Auseinandersetzungen. Sinn und Zweck der Filmzensur wurden angezweifelt oder verteidigt. Die Diskussionen waren eine kostenlose Reklame für den Film. Die Uraufführung, die in Anwesenheit zahlreicher Politiker und Behördenvertreter stattfand, war schon Tage zuvor ausverkauft.
Doch das Presseecho fiel überwiegend negativ aus, obwohl das Premierenpublikum den Film mit viel Beifall bedacht hatte. Auch Zeitungen, die sonst über Kinoereignisse kaum berichteten - etwa die »Deutsche Zeitung« - hatten Kritiker in die Premiere geschickt. Fast alle Rezensenten urteilten politisch, obwohl bekannt war, daß die entscheidenden Aussagen des Films vom Auswärtigen Amt vorgeschrieben waren. Oswald hatte außerdem den Schwerpunkt des Geschehens nach Rußland an den 1917 entmachteten Zarenhof verlegt, um so den streitenden Parteien nicht zusätzliche Angriffspunkte zu liefern.
http://depositfiles.com/files/a06rc3ign
Donnerstag, 27. Dezember 2012
Wenn die Abendglocken läuten (1930)
Wenn die Abendglocken läuten ist ein deutscher Heimatfilm von Hanns Beck-Gaden aus dem Jahr 1930. Der späte Stummfilm ist in sechs Akte unterteilt.
In Oberstdorf im schönen Walsertal ist die Welt noch in Ordnung. Doch die Reaktion der Dorfbewohner auf die Ankunft von Zigeunern ist alles andere als herzlich. Nur widerwillig gestattet ihnen der Bürgermeister, ihr Lager am Galgenbuckel aufzuschlagen, bis ihr kaputter Wagen repariert ist. Die Brüder Hans und Michel sind sofort von der exotischen Zigeunerin Saffy fasziniert und versuchen sie für sich zu gewinnen. Saffy versteht es, den Männern bei Lagerfeuer und Csárdás den Kopf zu verdrehen...
Stab:
Regie Hanns Beck-Gaden
Drehbuch Hanns Beck-Gaden, J. Dallmann
Produktion Georg Ziegler
Kamera Karl Attenberger
Besetzung:
Josef Berger: Melchner, Bürgermeister
Rosa Kirchner-Lang: seine Frau
Hanns Beck-Gaden: Hans
Franz Loskarn: Michl
Maria von Mindszenty: Annerl, Pflegekind des Schmieds
Emmy Kronberg: Saffy, Zigeunerin
Theo Kaspar: Pietro, Zigeuner
Käthe Consee: die Mosnerwirtin
Fritz Bernet: Simmerl, Gemeindediener
Fritz Müller: ein Vagabund
Die Filmaufnahmen entstanden in Oberstdorf, im Walsertal und auf dem Nebelhorn. Als Komparsen wirkten die Bewohner der Gegend in ihren Trachten mit. Wenn die Abendglocken läuten war der neunte Film des Heimatfilm-Pioniers Hanns Beck-Gaden. Der Film galt lange als verschollen und wurde erst 2005 wiederentdeckt.
http://depositfiles.com/files/mfj4j03yp
Freitag, 9. November 2012
Der Greifer (1930)
Der Greifer ist ein Kriminalfilm von 1930. Die Dreharbeiten fanden im April 1930 in den B.I.P. Studios, Elstree, Hertfordshire statt. Die Uraufführung fand am 10. September 1930 in Leipzig, Königspavillon und Alberthalle statt.
Messer-Jack... Messer-Jack ... Erregende Sensation Londons! Fette Überschrift spaltenlange Zeitungsartikel Tag für Tag! Waghalsige Einbrüche, dreiste Raubüberfälle, Morde! Wer sich Messer Jack in den Weg stellt, verliert das Leben. Stets auf die gleiche Art: irgendwoher schwirrt ein Messer durch die Luft. Man sieht es kaum, aber es trifft mit unheimlicher Sicherheit. Niemand kennt Messer Jack. Scotland Yard ist machtlos. - Da findet Sergeant Cross, der „Greifer“ von Scotland Yard nach einem Überfall auf eine elegante Arbeitsgesellschaft neben der Leiche eines durch Messerwurf ermordeten Dieners eine Spielmarke des Nachtklubs „Palermo“...
Stab:
Regie: Richard Eichberg
Drehbuch: Rudolf Katscher, Egon Eis, Curt J. Braun, Max Ehrlich, Géza von Cziffra
Produktion: British International Pictures Ltd., Eichberg-Film GmbH
Musik: Hans May
Kamera: Heinrich Gärtner, Bruno Mondi
Besetzung:
Hans Albers Harry Cross, Sergeant bei Scotland Yard
Eugen Burg Chefinspektor Warrington
Harry Hardt Inspektor Sinclair
Margot Walter Alice, Harrys Frau
Charlotte Susa Dolly Mooreland, Revuesängerin
Karl Ludwig Diehl Snorry, Nachtklubbesitzer
Hermann Blaß Prater-Pepi
Erich Schönfelder Barker, Kriminalreporter
Jack Mylong-Münz Zahnstocher-Jeff
Hugo Fischer-Köppe Schrammen-Dick
Milo de Sabo Tänzer-Jonny
Senta Söneland Frau im Gefängnis
Hertha von Walther Flossie
Wera Engels Mabel
Leo Monosson Stimmungssänger
Charlie K. Roellinghoff Hausherr
Lotte Stein Hausfrau
Peggy White Zigarettenmädchen
Deutsche Version des englischen Films Night Birds und Durchbruch von dem blonden Hans.
http://depositfiles.com/files/cmgf3g5jb
Freitag, 14. September 2012
Boycott [Primanerehre] (1930)
Anfang der 1930er Jahre an einem Berliner Elite-Gymnasium: Die allesamt aus höheren Kreisen stammenden Schüler hängen einem konservativem Moral- und Ehrbegriff an. Als der Bauunternehmer Haller wegen Betrugs ins Gefängnis kommt, wird sein Sohn Erich von den Klassenkameraden boykottiert...
Regie: Robert Land
Drehbuch: Alfred Schirokauer, Robert Land, Eugen Kürschner
Kamera: Franz Koch
Schnitt: Géza Pollatschik
Musik: Alexander Laszlo, Franz Grothe (Lieder)
Darsteller:
Lil Dagover Frau Haller
Ernst Stahl-Nachbaur Generaldirektor Haller
Rolf von Goth Erich
Theodor Loos Dr. Hermann
Wolfgang Zilzer Möller
Erich Nuernberger von Pahl
Karin Evans Grete Möller
Harry Hertzsch Rittmeister a.D.
Austin Egen Barsänger
Magda Schneider Zofe
http://depositfiles.com/files/ij5aaft6a
Montag, 23. Juli 2012
Im Westen nichts Neues (1930)
Im Westen nichts Neues ist der Titel eines US-amerikanischen Spielfilms von Lewis Milestone aus dem Jahr 1930, der mit dem Oscar als „Bester Film“ ausgezeichnet wurde. Als Vorlage diente der gleichnamige Antikriegsroman von Erich Maria Remarque.
Der Film gilt als einer der bekanntesten und beeindruckendsten Antikriegsfilme. Da viele Kinos zu der Zeit noch nicht auf Ton-Film eingestellt waren, kam er sowohl in einer Stummfilm- als auch in einer Tonfilm-Fassung heraus. Im Westen nichts Neues ist einer der ersten Filme, die für den deutschen Markt synchronisiert wurden.
Während der Film in den anglophonen Ländern durchweg positiv aufgenommen wurde und hier bei Veteranenverbänden oftmals die Einschätzung beförderte, dass das Leben und vor allem Sterben der einfachen Soldaten jenseits von Uniformfarbe oder Muttersprache in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges stets ähnlich verlief und daher geeignet schien, Feindbilder abzubauen, fiel die Reaktion im Deutschen Reich sehr viel negativer aus. Die politische Rechte, insbesondere DNVP und NSDAP, sowie die Mehrheit der meist noch monarchisch gesinnten Veteranenverbände sahen in dem Buch und erst recht in der amerikanischen Verfilmung einen Angriff auf die Ehre des deutschen Soldaten, der in den Schlachten des Weltkrieges für sein Vaterland gelitten habe. Das Reichswehrministerium protestierte gegen den Film, denn am Sinn ihres Einsatzes zweifelnde deutsche Soldaten sollten nicht gezeigt werden.
Nachdem die zuständige Berliner Filmprüfstelle einer freiwillig gekürzten deutschsprachigen Version des Filmes die Freigabe erteilt hatte, erlebte der Film am 4. Dezember 1930 im Berliner Mozartsaal am Nollendorfplatz seine deutsche Erstaufführung und lief tags darauf in den deutschen Kinos an. Bereits in dieser Fassung waren Namen jüdischer Mitwirkender aus dem Vorspann getilgt und der Film von 139 Minuten auf 85 Minuten gekürzt worden. Geschnitten wurde unter anderem, wie die Rekruten den Kasernenhofschinder Himmelstoß verprügeln und wie Paul Bäumer die Ehrenbezeugung verweigert.
Trotzdem inszenierte jedoch insbesondere in Berlin Joseph Goebbels, zugleich dortiger Gauleiter der NSDAP und Reichspropagandaleiter seiner Partei, eine massive Kampagne gegen den Film. Mit Hilfe der SA organisierte er Massenaufläufe und handgreifliche Krawalle vor und in den Kinos. Mehrfach sprengten Nationalsozialisten, die zunächst in Zivil Karten für eine Filmvorstellung erworben hatten, kurz nach Beginn des Films die Aufführung, indem sie beispielsweise Rauch- oder Stinkbomben zündeten oder bei mindestens einer Gelegenheit zahlreiche Mäuse freiließen.
Gleichzeitig attackierte die NS-Presse die preußischen Behörden, dass der Film verboten werden müsse, weil er die öffentliche Ordnung gefährde; als Beleg für diese Behauptung führte Goebbels in seinen Leitartikeln gerade jene Ausschreitungen als Argumente gegen den Film ins Feld, welche er selber durch die Berliner SA hatte vom Zaun brechen lassen, wobei sicherlich auch weite Teile der konservativen Beamtenschaft insgeheim mit den Aktivitäten von NSDAP, Stahlhelm und Veteranenverbänden sympathisierten. Letztlich hatte diese Strategie Erfolg. Auf Antrag der Landesregierungen Thüringens, Braunschweigs, Sachsens, Bayerns und Württembergs verbot die Oberste Filmprüfstelle unter der Leitung von Ernst Seeger am 11. Dezember die Vorführung des Films im Deutschen Reich wegen der von ihm ausgehenden „Gefährdung des deutschen Ansehens in der Welt“ und der „Herabsetzung der deutschen Reichswehr“. Der Film habe eine „ungehemmte pazifistische Tendenz“, und „wenn eine derartige Darstellung auf die Menschen treffe, könne bei der heutigen seelischen Not nicht ausbleiben, daß Explosionen entstünden.“
Dieses Verbot stieß auf heftige Proteste. Namentlich Carl von Ossietzky, Carl Zuckmayer, Heinrich Mann, Herbert Ihering und Käthe Kollwitz setzten sich für den Film ein. Erst nach einer Novellierung des Lichtspielgesetzes (Lex Remarque), die am 31. März 1931 in Kraft getreten war, wurde der Film am 8. Juni 1931 „für bestimmte Personenkreise und in geschlossenen Veranstaltungen“ wieder freigegeben. Am 2. September 1931 erfolgte die allgemeine Wiederzulassung des Films in einer nochmals gekürzten Fassung. Die Produktionsfirma musste sich überdies verpflichten, „zukünftig auch im Ausland nur noch diese von den deutschen Zensurbehörden genehmigte Fassung zu zeigen“. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Im Westen nichts Neues endgültig verboten.
1929 wurde Im Westen nichts Neues in Italien, 1931 in Österreich, 1933 in Deutschland und 1949 in der Sowjetunion als Film und als Literatur verboten. Universal brachte immer neue, kürzere Fassungen des Films heraus: 1934 wurden fast alle Schleiferszenen weggelassen, 1939 wurden kommentierte Dokumentaraufnahmen eingeschnitten. Bild- und Tonveränderungen während der Zeit des Koreakrieges (Anfang der 1950er Jahre) machten aus dem Antikriegsfilm schließlich einen reinen Kriegsfilm.
Auf lange Sicht gesehen war die Kampagne der NSDAP gegen den Film ein wichtiger Erfolg auf dem Weg zur Machtergreifung; die kombinierten Aktionen von Gewalt und Propaganda hatten sich als wirkungsvoll erwiesen und sogar staatliche Stellen hatten nicht standhalten können. Insofern war die NSDAP für ihre weitere Arbeit in besonderer Weise bestärkt worden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Im Westen nichts Neues in einer gekürzten, neu synchronisierten Fassung in die deutschen Kinos. In Frankreich wurde das Verbot für den Film erst 1963, in Österreich sogar erst Anfang der 1980er Jahre aufgehoben. Ebenfalls zu dieser Zeit gab das ZDF eine Rekonstruktion der Originalfassung in Auftrag, die mit einer Neusynchronisation erstmals am 18. November 1984 ausgestrahlt wurde. Diese Version hier:
http://depositfiles.com/files/yndokq22a
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