Samstag, 13. April 2013

Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? (1932)



“Kuhle Wampe” spielt im Berlin der frühen 1930er-Jahre. Schon zu Beginn des Films stürzt sich ein arbeitsloser junger Mann (Annis Bruder) aus Verzweiflung, nachdem er wieder den Tag damit verbracht hat, vergeblich nach Arbeit zu suchen, aus dem Fenster. Seiner Familie wird kurz darauf die Wohnung gekündigt. Sie zieht in eine Art Gartenkolonie mit dem Namen „Kuhle Wampe“.
Anni, die Tochter der Familie und das einzige Familienmitglied, das noch Arbeit hat, wird schwanger und verlobt sich mit ihrem Freund Fritz, der schon am selben Abend erklärt, dass ihm die Hochzeit aufgrund von Annis Schwangerschaft aufgezwungen wurde. Anni verlässt ihn nach dieser Erklärung und zieht zu ihrer Freundin Gerda. Sie nimmt später an einem Arbeitersportfest teil, wo sie wieder auf Fritz, der zuvor seine Arbeit verloren hat, trifft. Sie finden daraufhin wieder zueinander.
Höhepunkt des Filmes bildet die Heimfahrt mit der Bahn (diese Szene wurde von Bertolt Brecht persönlich geschrieben). In dieser streiten sich Anni, Fritz sowie einige Arbeiter mit bürgerlichen und wohlhabenden Männern und Frauen über die Situation der Weltwirtschaftskrise. Einer der Arbeiter bemerkt, dass die Wohlhabenden die Welt sowieso nicht verändern werden, worauf einer der Wohlhabenden fragend erwidert, wer denn stattdessen die Welt verändern könne. Gerda antwortet: „Die, denen sie nicht gefällt.“ Der Film endet mit dem Singen des Solidaritätsliedes.

Stab:

Regie     Slátan Dudow
Drehbuch     Bertolt Brecht, Ernst Ottwalt, Slátan Dudow
Produktion     Prometheus Film
Musik     Hanns Eisler
Kamera     Günther Krampf

Besetzung:

    Hertha Thiele: Anni
    Ernst Busch: Fritz
    Marta Wolter: Gerda
    Adolf Fischer: Kurt (Annis Bruder)
    Lilli Schönborn: Mutter
    Max Sablotzki: Vater
    Alfred Schäfer: junger Arbeitsloser
    Gerhard Bienert: Zeitungsleser
    Anna Müller-Lincke: Sängerin
    Erwin Geschonneck: Arbeitersportler
    Willi Schur: Otto, der Verlobungsgast

„Kuhle Wampe“ war der Name eines Zeltplatzes am Großen Müggelsee in Berlin, auf dem Teile des Filmes spielen. Kuhl (kühl) bezeichnet die Wassertemperatur der dortigen bauchartigen Bucht. Wampe steht im Berlinischen für Bauch. Kuhle Wampe kann auch „leerer Bauch“ bedeuten. Der gleichnamige heutige Zeltplatz an der Großen Krampe wurde danach benannt.

Aus der Schlussfassung des zensurierten Films wird nicht recht deutlich, dass Anni ihr Kind abtreiben lassen will, die 90 Mark aber nicht besitzt, die für einen illegalen Schwangerschaftsabbruch von ihr selbst aufzubringen sind. Das Problem wird dadurch gelöst, dass die Arbeitersportler Solidarität zeigen, indem sie den Betrag sammeln, und Anni das Kind abtreiben kann.

Ebenso legten die Zensoren Wert darauf, dass eine Szene gestrichen wird, in der dazu aufgefordert wird, Wohnungsräumungen durch kollektiven Widerstand der Arbeiter zu verhindern.

Auch unter anderem eine Nacktbadeszene, bei der vom Seeufer her eine Kirchenglocke zu hören ist, musste getilgt werden.

Am 26. März 1933 wurde der schon zensurierte Film unter Bezugnahme auf die Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat verboten.

Sogar der zensurierte Film galt bis 1958 als verschollen, danach war er in der DDR wieder zu sehen. Die geschnittenen Szenen gelten als verschollen.

Die Uraufführung fand am 14. Mai 1932 in Moskau vor einem ausgewählten Publikum statt. Die deutsche Erstaufführung war am 30. Mai 1932 im Berliner Filmtheater Atrium. Der Erfolg führte zur Übernahme des Films in 13 weiteren Berliner Kinos. Ende 1932 kam der Film auch in anderen europäischen Großstädten zur Aufführung. 1934 wurde er in New York unter dem Titel Whither Germany? gezeigt. 

Die Reaktion der Zuschauer der Moskauer Uraufführung war „befremdet“, denn gemessen an sowjetischen Verhältnissen ging es den Arbeitern im Kapitalismus, die im Film z. B. Motorräder hatten, sehr gut. Danach wurde der Film auch in Moskau nicht mehr gezeigt.

http://dfiles.eu/files/u2qhyi74k

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